Fahrgast aktuell 06/2019

Fahrgast aktuell 6/2019

INHALT

Touristische Reisen mit der Bahn

 

Durch die Corona-Krise ändert sich das Reiseverhalten. Auslandsreisen dürften in diesem Jahr eher die Ausnahme bleiben. Daher rücken Urlaubsziele im Inland ins Blickfeld. Diese lassen sich in vielen Regionen Deutschlands umweltfreundlich mit Bahnanreise erreichen.

schwarzwaldbahn

Reisende steigen in Karlsruhe in die Schwarzwaldbahn um, die die Urlaubsregionen
im Schwarzwald gut bedient. Foto: Jörg Bruchertseifer
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Pünktlich zur Urlaubssaison hat die Deutsche Bahn ihr touristisches Zugangebot wieder ausgeweitet. So werden der Schwarzwald, Mecklenburg-Vorpommer und die Nordseeinseln mit direkten Fernverbindungen erschlossen. Eine Übersicht findet sich hier:
https://www.bahn.de/regional/view/regionen/land/direktverbindungen.shtml

Nicht immer ist jedoch eine problemlose Anreise, insbesondere für Familien oder Menschen mit Behinderung möglich. Es genügt nicht, einen direkten Zug in die Urlaubsregion anzubieten, um die Menschen zum Umstieg auf die Bahn zu bewegen. Urlauber führen meist umfangreiches Gepäck mit sich. Hier gilt es nicht nur entsprechend geräumige Ablagen in den Wagen vorzuhalten sondern auch gepäckfreundliche Umsteigewege sicherzustellen. Auch ein zuverlässiger Haus-Haus-Gepäcktransport ist wichtig.

Wer mit der Bahn anreist, hat am Urlaubsort im Regelfall kein Kraftfahrzeug zur Verfügung. Vor Ort muss daher durch entsprechende Mobilitätsangebote sichergestellt werden, dass die örtlichen Attraktionen auch mit dem ÖPNV erreichbar sind. Sehr wünschenswert ist es in diesem Zusammenhang, dass die Gästekarten die kostenlose Nutzung von Bahn und Bus am Urlaubsort einschließen.

In diesem Zusammenhang muss noch darauf hingewiesen werden, dass „Bahnurlaub“ nur an Orten Sinn macht, die über eine Infrastruktur verfügen, die den Bedürfnissen von Urlaubern ohne Auto Rechnung tragen. So muss insbesondere die Grundversorgung mit Lebensmitteln fußläufig möglich sein. Aber auch Ärzte und Apotheken sollten ohne längere Wegezeiten erreichbar sein.

Der Fahrgastverband PRO BAHN hat daher ein Faltblatt „Mobilität im Urlaub“ herausgegeben, welches Kriterien für die Tourismusregionen zusammenfasst, mit denen sie evaluieren können, wie gut sie für umweltfreundliches Reisen geeignet sind.

Was muss für eine Anreise zum Urlaubsort ermöglicht werden, welche Angebote muss die Mobilität am Urlaubsort und der Tagestourismus vom Wohnort umfassen, wie sind die Gepäck- und Fahrgasttransfere zu gestalten sind Themen, die aus den umfangreichen langjährigen Erfahrungen unzähliger Reisen zusammengefasst wurden. Ergänzend werden Voraussetzungen für eine Infrastruktur am Urlaubsort genannt, die Bahn- und Bus-Urlauber besonders schätzen.
www.pro-bahn.de/disk/pdf/2020_flyer_urlaub.pdf


Ulrich Grunert

Fahrgastverband PRO BAHN
Fachausschuss Touristische Verkehre


 

Perspektiven des City-Tickets

Fast zwei Dekaden hat es gedauert, bis das City-Ticket auf die gesamte Bundeshauptstadt ausgedehnt wurde. Seit 14. Juni 2020 gilt es nun endlich auch in der ganzen Berliner VBB-Tarifzone B. Somit werden jetzt auch die 80 Prozent der Berliner erreicht, die außerhalb des S-Bahn-Rings wohnen. Seit Jahren haben die Vertreter des Fahrgastverbands PRO BAHN, des Berliner Fahrgastverbands IGEB, der Verbraucherzentrale Bundesverband und weiterer Organisationen die Verantwortlichen darauf hingewiesen, dass hier Handlungsbedarf besteht. Ein Tarif ist nur dann einfach und verständlich, wenn es keine komplizierten Ausnahmen gibt.

berlin-s-bahnIn Berlin können Fahrgäste, die über Gesundbrunnen, Hauptbahnhof und Südkreuz hinaus weiter in das Stadtgebiet fahren, seit dem 14. Juni das City-Ticket in den Tarifbereichen A und B nutzen.
Foto: pixabay / Chris Kinkel


Das Prinzip des City-Tickets, Anschlussmobilität zu einer Fernverkehrsfahrkarte am Start- und Zielort für das gesamte Stadtgebiet mit allen ÖPNV-Linien zu bieten, ist einfach erklärbar. Nehmen wir die aktuelle Korrektur in Berlin zum Anlass, eine Analyse der Potenziale durchzuführen. Neben Berlin gibt es weitere Städte, in denen nicht das gesamte Stadtgebiet oder das gesamte ÖPNV-Angebot integriert sind. Bei Lübeck zum Beispiel schreibt die Deutsche Bahn (DB), dass es im Stadtgebiet Lübeck gilt. Die Präzisierung Kernzone 6000 kann Verwirrung stiften, denn das ist nur eine von 8 Tarifzonen, die das Stadtgebiet überziehen. Daher kann die Forderung nur lauten, die Gültigkeit auf alle 8 Tarifzonen auszudehnen. Ein besonderer Fall ist die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn, deren ICE-Bahnhof Siegburg/ Bonn heißt. Zu diesem Bahnhof gibt es kein City-Ticket, welches auch das gesamte Stadtgebiet umfasst. Abhilfe würde die Integration der Stadtbahnlinie 66 zum Bonner ICE-Bahnhof nach Siegburg in das City-Ticket schaffen. Laut Deutscher Bahn umfasst das City-Ticket in Gera das Stadtgebiet. Warum ist es dann gelebte Praxis, im Bus der Regionalbusgesellschaft vom Hauptbahnhof weg innerhalb der Stadt einen extra Fahrschein zu verlangen? Ist die Gültigkeitsbeschreibung nicht präzise oder wurde der Vertrag nur mit der städtischen Verkehrsgesellschaft abgeschlossen? Im Falle von Norderstedt (Kreis Segeberg, 79.000 Einwohner) und Sindelfingen (größte Stadt im Kreis Böblingen) ist es besonders trickreich. Diese Städte listet die DB zwar nicht auf, das City-Ticket gilt, aber über die Gültigkeit in Tarifzonen, die nach den benachbarten Städten benannt sind.

Das City-Ticket gilt zurzeit in 130 Städten. Darunter sind auch Städte ohne Fernverkehrsverbindung, wie Bergisch-Gladbach und Chemnitz. Die kleinste Stadt mit City-Ticket Freising hat ca. 50.000 Einwohner. Von dieser Größe gibt es in Deutschland 190 Städte, dass heißt für rund 30 Prozent Städte wird kein City-Ticket angeboten. Nach dieser Regel fehlen in Bayern Städte wie Kempten, Rosenheim und Schweinfurt, die alle größer sind als Passau und Freising (für die es das City-Ticket gibt). Aber auch Dachau, Hof, Kaufbeuren und Memmingen haben Stadtverkehre im Takt. In Brandenburg haben Städte wie Brandenburg an der Havel und Frankfurt(Oder) Stadtverkehre mit umweltfreundlichen Straßenbahnen, Eberswalde einen elektrischen O-Bus, aber kein City-Ticket. Der Stadtverkehr Wetzlar in Hessen bringt die Fahrgäste auch zum Bahnhof genauso wie in Mecklenburg-Vorpommern in Neubrandenburg sowie in den Hansestädten Stralsund und Wismar. Im niedersächsischen Goslar bringt der Stadtbus die Fahrgäste zum Ziel. In Nordrhein-Westfalen fehlen Städte wie Ratingen, Lünen, Marl und Velbert, die alle mehr als 80.000 Einwohner haben. Für Fahrgäste in die mitteldeutschen Städte mit Straßenbahnen Dessau (Sachsen-Anhalt), Gotha, Nordhausen (beide Thüringen), Plauen und Görlitz (beide Sachsen) wäre es sicher auch eine Vereinfachung. Diese Liste ist keine vollständige Aufzählung, aber sie veranschaulicht die Potenziale die das Ticket zur Senkung der tariflichen Nutzungsbarrieren des öffentlichen Verkehrs hat.

Da es Ziele gibt, die knapp die Gültigkeit des City-Tickets überschreiten, wäre eine einfache Möglichkeit, ein Anschlussticket zu erwerben, sehr hilfreich. Leider ist die Nutzung vorhandener Anschlusstickets oft in der Kombination mit dem City-Ticket nicht zugelassen.

Die Forderung des Fahrgastverbandes PRO BAHN ist, dass das City-Ticket in allen Städten mit signifikanten Stadtverkehren (eigenes Netz oder dichte Frequenzen) angeboten wird und dabei mindestens im gesamten Stadtgebiet auf allen Linien des öffentlichen Verkehrs gilt. Das bedeutet auch in den Regionalbussen solange man sie ausschließlich im Stadtgebiet nutzt. Dabei muss die Gültigkeitsbeschreibung präzise und nicht irreführend sein.

Hans-Uwe Kolle

Fahrgastverband PRO BAHN
Fachausschuss Tarife


Jörg Bruchertseifer

Fahrgastverband PRO BAHN
Referat Fahrgastinformation

 

Forderungen des Fahrgastverbands PRO BAHN:

  1. City-Ticket für alle Städte mit signifikantem Stadtverkehr
  2. City-Ticket im gesamten Stadtgebiet
  3. City-Ticket auf allen Linien im Stadtgebiet
  4. Anschlusstickets für weiterführende Verbindungen
  5. Präzise und eindeutige Gültigkeitsbeschreibungen


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PRESSEMITTEILUNGEN

Regionale Pressemitteilungen

Hessen

PRO BAHN macht RMV einen Vorschlag zum Thema Fahrpreise und Mehrwertsteuer

Im Hinblick auf die auf den Zeitraum vom 1. Juli bis zum 31. Dezember begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer schlägt der Fahrgastverband PRO BAHN dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) vor, zunächst auf eine Senkung der Fahrpreise mit Wirkung zum 1. Juli zu verzichten, dafür jedoch die Erhöhung der Fahrpreise mit Wirkung zum 1. Januar 2021 auszusetzen.
Mehr dazu hier:
https://pro-bahn-hessen.de/?p=7295


PRO BAHN Hessen erwartet nach Konjunkturpaket des Bundes dessen sinnvolle und nachhaltige Verwendung – das Land Hessen muss darauf aufbauende Finanzhilfen für den Öffentlichen Personennahverkehr bereitstellen, damit dieser erhalten und weiterentwickelt werden kann

Der Fahrgastverband PRO BAHN begrüßt, dass die Bundesregierung das Eigenkapital der Deutschen Bahn um 5 Milliarden Euro erhöht und in den Jahren 2020 und 2021 2,5 Milliarden Euro für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bereitstellt, fordert jedoch, dass die Erhöhung des Eigenkapitals der Deutschen Bahn für die Verbesserung des laufenden Betriebs genutzt werden und das Land Hessen die durch die Bundesregierung bereitgestellten Finanzmittel für den ÖPNV durch landeseigene Finanzmittel für den ÖPNV weiter erhöhen muss.
Mehr dazu hier:
https://pro-bahn-hessen.de/?p=7252

 

Baden Württemberg

PRO BAHN zu den Corona-Einschränkungen im Bahnverkehr

Nachdem mit dem kleinen Fahrplanwechsel am 14. Juni wieder das reguläre Angebot im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) gefahren wird, fordert der Fahrgastverband PRO BAHN ein Konzept für einen Mindestfahrplan, dass im Rahmen von Einschränkungen des regulären Angebotes im SPNV Anschlussbeziehungen und Durchbindungen und somit einen funktionalen SPNV sicherstellt.
Mehr dazu hier:
https://www.pro-bahn-bw.de/presse/index.php?pm=186#i186

 

Bayern

Fahrgastverbände von den aktuellen Planungen der Bahnsteigumbauten in Neusäß und Westheim nicht überzeugt

Der VCD und der Fahrgastverband PRO BAHN kritisieren die Planungen zum Umbau der Bahnsteige in Neusäß und Westheim. In Neusäß sollen die Bahnsteige mit einer Bahnsteighöhe von 38 Zentimetern umgebaut werden, in Westheim soll im Rahmen des Umbaus der Bahnsteige das kürzlich sanierte Dach abgesehen vom Bereich der Unterführung abgetragen werden.
Mehr dazu hier:
https://www.pro-bahn.de/bayern/presse_show_bayern.php?id=1013

 

Berlin-Brandenburg

Gäste in Berlin – endlich keine Schwarzfahrer mehr mit nun erweitertem City-Ticket
Und Berliner brauchen keine zusätzlichen Fahrkarte mehr

Der Fahrgastverband PRO BAHN begrüßt, dass mit dem kleinen Fahrplanwechsel am 14. Juni die Gültigkeit des City-Tickets in Berlin über den Tarifbereich A auf den Tarifbereich B und somit auf die gesamte Bundeshauptstadt Berlin ausgeweitet wird (lesen Sie hierzu auch unseren Artikel zur Gültigkeit des City-Tickets in weiteren Städten).
Mehr dazu hier:
https://www.pro-bahn-berlin.de/dateien/presse/pdf-presse-mitteilung-pro-bahn-city-ticket-sperrfrist-20200612-1045.pdf

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IMPRESSUM

Fahrgast aktuell
Newsletter des Fahrgastverbandes
PRO BAHN e.V. Bundesverband

Fahrgast aktuell erscheint viermal jährlich im Selbstverlag.

Herausgeber
Fahrgastverband PRO BAHN e.V.
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Agnes-Bernauer-Platz 8, 80687 München
Tel.: 030 39820581, Fax: 030 20179967
E-Mail: info@pro-bahn.de
Internet: www.pro-bahn.de

Redaktion
Stefan Barkleit (V.i.S.d.P) (sb), Max Metzger (mm)

Diese Ausgabe ist unter Mitwirkung von Lukas Iffländer, Hans-Uwe Kolle, Jörg Lange, Edmund Lauterbach, Karl-Peter Naumann und Josef Schneider entstanden.

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Fahrgast aktuell
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Redaktionsschluss für Ausgabe 04/2020:
31. August 2020.

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